Ein solider Finanzplan ist nicht nur ein Schlüsselwerkzeug, um Investor:innen zu überzeugen, sondern auch ein unverzichtbares Instrument zur internen Steuerung und strategischen Planung Deines Startups. Wie aber sieht ein guter Finanzplan genau aus und worauf achten potenzielle Investor:innen?
Der Finanzplan: Aufbau und Bedeutung
Der Finanzplan orientiert sich an der Logik der Gewinn- und Verlustrechnung. Für Startups in der Frühphase sind die Umsatzplanung (bestehend aus Umsatzerlösen, Umsatzkosten und Bruttoergebnis), die Kostenplanung (bestehend aus betrieblichen Aufwendungen) und die Liquiditätsplanung (bestehend aus dem Betriebsergebnis (EBIT)) relevant.
Die Umsatzplanung
1. Revenue Streams definieren: Im ersten Schritt werden die Erlösströme definiert, also woher die Umsätze kommen. Das können Verkäufe, Lizenzgebühren oder Förderprojekte sein. Dabei ist es wichtig, sich zu fokussieren. Förderprojekte versprechen oft große Summen, können aber vom Kerngeschäft ablenken. Investor:innen möchten die Umsätze im Zielgeschäftsmodell sehen.
2. Wiederkehrende Umsätze: Überlege, inwieweit es möglich ist, wiederkehrende Umsätze zu generieren, z.B. durch Lizenzen, Pay-per-Use, Abonnements oder jährliche Wartungsgebühren. Eigene Metriken des Preismodells, wie „100T ARR bei Seed-Finanzierung“ oder „min. 1 Mio. ARR bei Series-A-Finanzierung“, dienen als wichtige Anhaltspunkte.
3. Umsatzprognose: Metriken wie ARR, New ARR, Churn, Total ARR, MRR, Non Recurring Revenue werden zur Umsatzprognose verwendet.
4. Umsatzmodellierung: Modelliere die Umsätze aktivitätsorientiert und anhand der Wachstumsrate. Ein monatliches Wachstum von 10-20% ist hierbei ein gängiger Zielwert.
5. Direkte Kosten und Rohertrag: Betrachte die direkten Kosten und den Rohertrag (Gross Profit). Bei SaaS-Startups liegt die Gross Margin typischerweise um 90%.
Die Kostenplanung
Die Kostenplanung ist in verschiedene Kategorien unterteilt:
Personalkosten: Der größte Kostenblock. Hier sollten Kategorien wie Gründer:innengehälter, Lohnnebenkosten (ca. 20%), Gehaltserhöhungen, FTE (Vollzeitäquivalent) und vieles mehr geplant werden. Zur Planung wettbewerbsfähiger Mitarbeiter:innengehälter können folgende Seiten herangezogen werden Destatis, Stepstone-Gehaltsreport, Robert Half-Gehaltsübersicht. Gründer:innen-Gehälter sollten andererseits nach Alter und Erfahrung gewählt werden und erst mit Erfolg steigen, da Investor:innen auch eine Beteiligung am Risiko durch Lohnzurückhaltung erwarten.
Weitere Kostenkategorien:
- Miete: Überlege, ob ein physisches Büro notwendig ist. Startup-Zentren sind oft günstiger und bieten Networking-Möglichkeiten.
- Versicherungen & Beiträge: Plane Mitgliedsbeiträge und Versicherungen ein.
- Marketing & Werbung: Probiere verschiedene Marketingmaßnahmen aus und nutze eventuell vorhandene Credits für Tools wie HubSpot oder Office 365 (Du möchtest Credits? Dann bewirb Dich für den Open Pitch und werde Teil der innoWerft Startups).
- Reisekosten
- Material & Infrastruktur
- Softwaremiete: Prüfe regelmäßig, ob Du für ungenutzte Lizenzen bezahlst.
- Fortbildungskosten: Plane ein festes Budget für die Mitarbeitenden ein. Es gibt aber auch viele kostenlose Inhalte, mit denen Du Dich und Deine Mitarbeitenden weiterbilden kannst. Du willst die nächste Veranstaltung dazu nicht verpassen? Dann folge uns Instagram!
- Rechts- & Steuerberatung: Diese Kosten steigen mit der Größe der Finanzierungsrunde und sollten im Vorfeld kalkuliert werden.
- Sonstige Kosten
Behalte das Verhältnis von Kosten und Umsatz im Auge und sei bereit, die Kosten in kritischen Situationen schnell zu senken.
Die Liquiditätsplanung
Die Liquiditätsplanung zeigt auf, wann Investitionen notwendig sind, und hilft, die finanzielle Gesundheit deines Startups zu überwachen.
Wichtige Punkte:
- Einfachheit: Halte die Planung so einfach wie möglich und so komplex wie nötig.
- Zeithorizont: Plane detailliert für die nächsten drei Jahre und grob für die folgenden zwei Jahre.
- Umsatzwachstum und Finanzierungsstrategie: Zeige auf, wie Du Folgeinvestitionen planst und nutze den Finanzplan als Steuerungsinstrument für Soll-Ist-Vergleiche.
Zusammengefasst:
Ein Finanzplan sollte mit Deinem Startup wachsen und die KPIs des Finanzplans sollten als Steuerungsinstrument genutzt werden. Ein VC-Investment sollte Dein Startup beschleunigen (wie ein VC-Investment funktioniert, kannst Du hier nachlesen) und der Finanzplan sollte den Kapitalbedarf und die Kapitaleffizienz widerspiegeln. Du solltest Verzögerungen und deren Auswirkungen berücksichtigen.
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