Wenn Du ein Startup gründest oder Dich frühzeitig an einem beteiligst, gibt es ein Thema, das oft unterschätzt wird, aber langfristig über Erfolg oder Scheitern mitentscheiden kann: die Cap Table Hygiene. Gemeint ist damit der bewusste und strukturierte Umgang mit der Verteilung von Unternehmensanteilen – von der Gründung bis zur späteren Finanzierung.
Was ist ein Cap Table?
Ein Cap Table (Capitalization Table) ist im Wesentlichen eine Tabelle, die zeigt, wem wie viel vom Unternehmen gehört. Er listet Gründer:innen, Investor:innen, Mitarbeiter:innen mit Anteilen, Optionen oder Wandeldarlehen – inklusive der jeweiligen Beteiligungshöhe – übersichtlich auf. Spätestens beim ersten Investor:innengespräch wird diese Tabelle zum zentralen Dokument.
Warum ist Cap Table Hygiene so wichtig?
Viele Startups geraten früh in Schieflage, weil sie ihre Anteile zu unbedacht vergeben – sei es durch zu großzügige Gründeraufteilung, voreilige Investor:innendeals oder chaotische Mitarbeiter:innenbeteiligungsprogramme. Ein „verschmutzter“ Cap Table kann:
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- Investor:innen abschrecken, weil er auf unklare Besitzverhältnisse oder Konfliktpotenzial hinweist.
- Neue Mitarbeitende demotivieren, wenn keine fairen Optionen mehr verfügbar sind.
- Spätere Finanzierungsrunden erschweren, wenn Umverteilungen oder Verwässerungen notwendig werden.
Typische Fallstricke – und wie du sie vermeidest
1. Ungleiche Gründer:innenverteilung
Oft werden Anteile unter Gründer:innen zu gleichen Teilen (z. B. 50/50) verteilt, ohne ihre tatsächlichen Rollen oder den langfristigen Beitrag zu berücksichtigen. Eine solche Struktur kann zu Spannungen führen – vor allem, wenn jemand frühzeitig aussteigt.
Tipp: Führt ehrliche Gespräche über den zu erwartenden Beitrag jeder Gründer:innen – und legt Vesting-Regeln fest.
2. Zu frühe Abgabe von Anteilen
Manche Gründer:innen geben zu früh zu viele Anteile an Berater:innen, Angel-Investor:innen oder Dienstleister ab – oft aus Unsicherheit oder weil sie nicht wissen, wie man andere fair kompensiert.
Tipp: Nutzt Phantom Shares, kleine Berater:innenoptionen oder klare KPIs, bevor ihr substanzielle Equity abgebt.
3. Keine oder falsche ESOP-Struktur
Ein Employee Stock Option Pool (ESOP) ist essenziell, um Top-Talente zu gewinnen und langfristig zu binden. Wird er aber zu spät eingerichtet oder zu klein dimensioniert, fehlt euch Flexibilität.
Tipp: Plant früh einen ESOP von 10–15 % ein – am besten pre-money, um bestehende Anteile nicht unnötig zu verwässern.
4. Fehlende Dokumentation und Transparenz
Ohne ordentliche Cap Table-Software oder strukturierte Dokumentation entstehen schnell Fehler, gerade wenn sich Wandeldarlehen in Eigenkapital verwandeln oder Mitarbeiter:innen aussteigen.
Best Practices für Cap Table Hygiene
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- Regelmäßige Pflege: Haltet den Cap Table nach jeder Finanzierungsrunde, Vertragsänderung oder neuen Beteiligung aktuell.
- Juristisch absichern: Lasst alle Vereinbarungen (Vesting, Optionen, Wandeldarlehen) rechtlich prüfen – insbesondere vor dem Notartermin.
- Transparenz intern: Schafft ein Bewusstsein im Gründer:innenteam und bei Schlüsselpersonen über den langfristigen Einfluss von Cap Table-Entscheidungen.
- Szenarien durchspielen: Simuliert Verwässerungen, Exit-Szenarien und ESOP-Effekte, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
Fazit
Ein sauberer Cap Table ist kein bürokratisches Nice-to-have – er ist die Grundlage für Vertrauen, Investor:inneninteresse und Skalierbarkeit. Wer frühzeitig die richtigen Strukturen schafft, erspart sich später teure Korrekturen, Streit und abgesagte Finanzierungen. Also: Pflegt euren Cap Table wie euren Businessplan – und zwar von Tag 1 an.
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