In der digitalen Produktentwicklung steht jedes Tech-Team früher oder später vor der Entscheidung: Build vs. Buy? – also, ob man eine Softwarelösung selbst entwickeln (build) oder auf ein bestehendes Produkt zurückgreifen sollte (buy). Die Entscheidung ist oft komplexer, als sie auf den ersten Blick scheint. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Überlegungen und geben Dir eine Entscheidungshilfe an die Hand.
1. Was bedeutet "Build vs. Buy"?
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- Build: Du entwickelst eine Komponente oder Funktion intern – maßgeschneidert für Deine Bedürfnisse.
- Buy: Du nutzt ein bestehendes Tool oder eine Plattform (z. B. SaaS), die Du in Dein System integrierst.
Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile, und die richtige Wahl hängt stark von Deinem konkreten Use Case, Deinem Team und Deiner langfristigen Strategie ab.
2. Die wichtigsten Entscheidungsfaktoren
a) Kernkompetenz & Differenzierung
„Ist das ein Teil Deines USP?“
Baue nur das, was Dein Produkt im Markt wirklich differenziert. Wenn eine Komponente Teil Deiner Kernkompetenz ist, solltest Du sie selbst entwickeln.
Build, wenn:
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- Die Komponente entscheidend für Dein Geschäftsmodell ist
- Du Innovationen schaffen willst
- Du volle Kontrolle brauchst
Buy, wenn:
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- Es sich um generische Funktionen handelt (z. B. Authentifizierung, Payment)
- Der Markt etablierte Lösungen bietet
- Du keine Ressourcen für Eigenentwicklung hast
b) Kosten & Zeit
Entwicklung ist teuer – nicht nur in der Umsetzung, sondern auch im langfristigen Betrieb und der Wartung.
Buy spart Zeit, besonders in frühen Phasen. Oft kannst Du innerhalb von Tagen live gehen.
Build ist teurer, zahlt sich aber aus, wenn Du langfristig Unabhängigkeit und Flexibilität brauchst.
c) Technische Komplexität & Wartung
Manche Komponenten sind extrem aufwändig zu bauen und erfordern tiefes Spezialwissen – z. B. Video-Streaming, Echtzeit-Kommunikation oder ML-Infrastruktur.
Frage Dich:
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- Haben wir die Expertise im Team?
- Wie hoch sind Wartungsaufwand und Ausfallsicherheit?
3. Typische Komponenten: Build oder Buy?
| Komponente | Empfehlung | Begründung |
| Benutzer-Authentifizierung | Buy | Sicherheit ist kritisch |
| Zahlungsabwicklung | Buy | Hohe regulatorische Anforderungen (z. B. PCI-DSS) |
| CRM-Systeme | Buy | Komplex, aber selten differenzierend |
| Recommendation Engine | Build | Wenn es ein Kern-Feature ist, das euch vom Wettbewerb abhebt |
| CMS | Buy/Build | Für einfache Sites reicht ein Headless CMS; bei komplexem Content-Workflow lohnt Build |
| Analytics & Tracking | Buy | Tools sind schneller einsatzbereit |
| DevOps Tools | Buy (meist) | Hohe Komplexität, viele Lösungen verfügbar |
4. Hybride Ansätze
In vielen Fällen ist eine Kombination sinnvoll: Du beginnst mit einer gekauften Lösung und ersetzt sie später durch eine Eigenentwicklung, wenn Dein Produkt reifer und Dein Team größer ist.
Fazit: Strategisch denken statt reflexartig handeln
„Buy early, build later“ ist oft ein guter Kompromiss – besonders in der MVP-Phase. Je weiter Du skalierst, desto mehr solltest Du über Kontrolle, Datenhoheit und Customization nachdenken.
Am wichtigsten: Triff die Entscheidung bewusst. Denn was Du heute „kaufst“, kann Dich morgen bremsen – und was Du heute „baust“, kann Dich unnötig aufhalten.
Kurzcheck für deine Entscheidung:
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Frage |
Wenn „Ja“, dann… |
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Ist es ein zentraler Teil Deines Produkts? |
Build |
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Gibt es etablierte Lösungen am Markt? |
Buy |
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Musst Du schnell live gehen? |
Buy |
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Willst Du langfristig unabhängig sein? |
Build |
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Ist es sicherheitskritisch oder regulatorisch heikel? |
Buy (zuerst) |
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